Einen
wunderschönen Guten Morgen. Wir stehen heute etwas
früher auf, denn es gibt bei schönem Wetter einiges
zu sehen. Wir starten unsere Selketour wahlweise an
den Bahnhöfen Quedlinburg, Bad Suderode oder
Gernrode und versichern uns zunächst einmal anhand
des Fahrplans davon, das unser Zug das gewisse etwas
hat - Er muss vorne Dampfen und hinten schön
ruckeln. Die
Mutti sollte Ihre weiße Bluse im Koffer
lassen, wenn Sie den Rückweg nicht als
Dalmatiner antreten will! So ein Gemisch aus
Dampf und Ruß ist etwas einzigartiges - so
einzigartig, das auch viele Fleckentferner
nicht damit umgehen können. Genug
geschwatzt, jetzt gehts zum Bahnhof.
|
Mit der Pünktlichkeit
moderner ICE`s und der Geschwindigkeit einer
Planierraupe trifft der Zug am Bahnsteig
ein. Nun nicht gleich reinspringen, denn
erstens gibt es auf der Selketour genügend
Sitzplätze und zweitens haben wir noch etwas
Zeit bis zur Abfahrt. Ja klar, der Papa weiß
was gemeint ist und steht schon an der Lok
und begutachtet das schwarz-rote Gefährt bis
er dann doch vom stets freundlichen Personal
der Harzer Schmalspurbahnen GmbH
aufgefordert wird, einzusteigen. Die Mutti
hat es sich auf den einfachen Holzbänken
gemütlich gemacht und die erste Flasche
"Kesselwasser" intus. - Das kann ja lustig
werden!
Der Zug setzt sich
schnaufend in Bewegung. Und während
der Papa nun ebenfalls den
Blutalkoholspiegel mittels
"Kesselwasser" auf "Harzniveau"
schlürft, passieren wir das flache
Harzvorland zwischen Quedlinburg und
Gernrode. Rechter Hand sind die
steil aufragenden Felsen am Ausgang
des Bodetals bei Thale zu erkennen.
Da das Wetter schön, sehen wir im
Hintergrund auch den Brocken,
erkennbar am Sendemast.
|
Zwischenzeitlich
haben wir Bad Suderode passiert, wo
auch wieder Muttis und Vatis samt
Kinderschar zugestiegen sind. Eine
Omi hat natürlich was Weißes an.
Gleich wirds spannend. Wir erreichen
den Bahnhof Gernrode sehen aber
vorher noch rechts einige
Abstellgleise und die Bekohlung.
Gernrode ist Einsatzstelle und war
bis zur Streckenerweiterung nach
Quedlinburg End- bzw. Startbahnhof
der Selketalbahn. Die Bahnanlagen
sind zum Ärger einiger Puristen
modernisiert. Am Lokschuppen hat
sich aber wenig geändert.
Nachdem nun wieder
einige Passagiere zugestiegen sind
gehts es weiter. Das Schnaufen der
Lok wird schwerer, wir sitzen im
ersten Waggon und kriegens gut mit.
Papa ist dank Kesselwasser etwas
mutiger geworden und verlässt den
Innenraum, um sich auf die Plattform
zu begeben. Und weil er die Tür
nicht zugemacht hat, hat die Omi mit
dem weißen Oberteil den ersten Fleck
auf der Bluse.
Linkerhand sehen wir
den Osterteich, eines der saubersten
Badegewässer Sachsen-Anhalts mit
eigener Haltestelle. Ursprünglich
angestaut, um die zahlreichen Mühlen
Gernrodes kontinuierlich mit Wasser
zu versorgen, dient er heute als
Naherholungsgebiet. Nun wird der
Wald etwas dichter. Zwischen den
Bäumen sehen wir nach einigen Kurven
wieder einen Teich. Es ist der
"Heilige Teich" in dem Sie tunlichst
nicht baden sollten.
Die Strecke steigt mittlerweile nicht
mehr an. Wir bewegen uns auf dem Ramberg und
genießen die Harzwälder und Wiesen. Wenig später
geht es zum ersten Mal bergab in Richtung
Mägdesprung. Hier verlassen wir den Zug und
stärken uns im Bahnhofslokal für die entspannte
Wanderung durchs Selketal. |